Ein Ausflug in den Untergrund der JKU - Katakomben

Nicht unbedingt zum Allgemeinwissen über unsere Uni gehört die Tatsache, dass der gesamte Campus untertunnelt ist. Von den Science Parks bis zum OIC führen Tunnel (fast) durchgehend durch den Untergrund. Die unterirdischen Gänge werden hauptsächlich für Heizungsröhren und Stromkabel genutzt, dienen aber auch dazu, der Feuerwehr beim Bekämpfen von Brandherden zu helfen.

Unsere Führung durch die Katakomben der JKU beginnt im Mensakeller- nein nicht da wo in normalen Jahren unsere Studierendenfeste stattfinden, sondern noch eine Ebene darunter- über eine Metallleiter geht es durch einen Gang in eines der Archive der Bibliothek. Die Gänge werden während des Bibliotheksumbau als Lager verwendet. In den 80er Jahren erbaut, beherbergt das Gebäude einen, aufgrund des damals herrschenden Kalten Kriegs und der Angst vor einem Atomkrieg, vorgeschriebenen Luftschutzbunker. Wie sich in diesen 5 Kojen jeweils 50 Personen aufhalten sollten, erscheint uns unvorstellbar. Die Notbeleuchtung in Form von fluoreszierenden Klebestreifen aus den 80ern kann noch immer bis zu 6 Stunden leuchten.

Nach einem kurzen Ausflug ans Tageslicht- unter dem Keplergebäude befindet sich bloß ein Kabelschacht- geht es im Juridicum wieder unter die Erde. Die Böden der Tunnel bestehen aus kleinen Platten, um dem (damals noch höheren) Grundwasserspiegel des Sumpflandes standzuhalten. Vom Juridicum geht es entlang des Uniteichs, zunächst an der Abzweigung Richtung Kopfgebäude vorbei, zum MZ. Auch hier findet sich ein Luftschutzbunker, dieser ein großer Raum für 240 Personen. Zurück bei der Abzweigung kommen wir in einen langen breiten Gang, der vom Bankengebäude bis zum Kopfgebäude führt. Rechts und Links führen Türen in die anschließenden Gebäude. Der Teilchenbeschleuniger, den vor ein paar Jahren noch unsere Vorgänger_innen bewundern konnten, ist inzwischen abgebaut und verkauft worden. Vis-à-vis liegt der Eingang zum Graugang, in dem man einen Blick auf die Reinräume der Halbleiterphysik aus den 90ern erhaschen kann.

Zurück im spärlich beleuchteten Gang kommen wir am Weg zum Kopfgebäude noch an der eigenen Heliumaufbereitung der JKU vorbei, durch diese erspart sich die Uni, wie man seit einem Ausfall und in Folge dessen einer Abhängigkeit von der TU weiß, einiges an Kosten. Im Kopfgebäude geht es dann wieder Treppen nach unten, denn neben Mensa und TNF Turm ist auch das Kopfgebäude doppelt unterkellert. Hier findet sich ein riesiger Traforaum, der beim letzten Hochwasser fast zur Katastrophe geführt hätte- das Wasser stand damals so hoch im Keller, dass es nur noch wenig gebraucht hätte um die Trafos zu erreichen und einen Kurzschluss auszulösen, der einen Großbrand hätte auslösen können. Im Zuge der Trafoerneuerung wurde das Niveau gehoben, um für die Zukunft vorzusorgen.

Unser vorletzter Stopp ist die Lüftungsanlage des TNF Turm, wo 36 000 m³/h den Turm mit Frischluft versorgen. Im Falle eines Stromausfalles sorgt ein Notstromaggregat innerhalb von 1er Minute dafür, dass die Labore wieder mit Luft versorgt werden. Ein letztes Mal geht es in einen Tunnel: dieser fast taghell erleuchtet ist erst knapp ein Jahr alt und führt ins OIC. Bevor es nach knapp 2 Stunden wieder ans Tageslicht geht, sehen wir noch die Sprinkleranlage mit ihrem beeindruckenden Wassertank, in dem bereits getaucht werden musste, um ein Leck zu kleben.  

Wieder demaskiert an der frischen Luft, sehen wir nach diesem Ausflug in die Katakomben der JKU mit anderen Augen auf den Campus und bedanken uns für die Möglichkeit trotz Pandemie diese Führung unter Einhaltung der Sicherheitsbestimmung erlebt zu haben.

 

Was sind Katakomben?

Per Definition sind Katakomben meist frühchristliche unterirdische Anlagen zur Beisetzung von Toten wie man sie unter anderem in Rom, Paris und auch unter dem Stephansdom findet. Heute spricht man auch bei tief in inneren oder unterirdischen Bereichen moderner Gebäude gelegenen Räumen von Katakomben (siehe JKU)